Jerusalem. Die Eurovision wird nächstes Jahr "gewiß nicht in Jerusalem und nicht in Israel" stattfinden. Das erklärte Chaim Miller, ultraorthodoxer stellvertretender Bürgermeister in Jerusalem. Mit beleidigenden Worten bezeichnete er den Auftritt der transsexuellen israelischen Sängerin Dana International, die in Birmingham mit dem Lied "Diva" den ersten Platz errang, als eine "Schande". Er werde dafür sorgen, daß dieser "kulturlose Gesangswettbewerb" nicht die Moral in der Heiligen Stadt Jerusalem verderbe.
Chaim Miller hatte mit Drohungen, das Fußballstadion in Jerusalem mit 30000 Ultraorthodoxen zu stürmen, den "unzüchtigen" Auftritt der Tanzgruppe Bat Schewa bei den offiziellen 50-Jahres-Feiern Israels verhindert und dem "Kulturkampf eine bisher ungekannte Schärfe gegeben.
Jerusalems Bürgermeister Ehud Olmert meinte, daß Rabbi Chaim Miller "bestenfalls sich selbst" repräsentiere. Die Eurovision werde in Jerusalem stattfinden. Der Direktor des israelischen Fernsehens bezeichnete die Ausrichtung der Eurovision als "eine nationale Aufgabe", wisse aber noch nicht, woher er die dazu notwendigen 18 Millionen Mark nehmen solle. Das Amt des Staatspräsidenten schlug vor, die Eurovision in der südlichen Urlauberstadt Eilat zu planen, "wegen der internationalen Atmosphäre dort", sicherlich aber auch, um Jerusalem aus der Schußlinie zu halten.
Der Sieg von Dana International war für weltliche Israelis eine gebührende Antwort auf den Versuch der Ultraorthodoxen, Israel ihren Stempel aufzudrücken. Große Freude empfand auch der ehemalige Schuldirektor von Dana: "Ich habe mich richtig in sie verliebt. Ich habe sie sogar schon geliebt, als sie noch er war. Er war immer sehr komisch und begabt." Der linksgerichtete Abgeordnete Yossi Sarid gratulierte: "Sie hat Israel geehrt und den Stolz der Homosexuellen-Gemeinde gestärkt.
Nach ihrem Sieg versammelten sich Tausende Homosexuelle auf dem Rabin-Platz in Tel Aviv und schwenkten ihre regenbogenfarbenen Flaggen. Den 9. Mai feiern wir künftig als unseren Nationalfeiertag, meinte einer von ihnen.
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